Geschichte

Die Geschichte unseres Hauses - von E. Wagner-Spycher im August 1975:

Vorgeschichte:
alte ansicht

Zur Feier des 75-jährigen Bestehens der Sekundarschule Wynigen erliess der damalige Sekundarschulinspektor des Kanton Bern und ehemaliger Schüler von Wynigen, einen Aufruf an alle Ehemaligen, sich zu einem Verein zusammenzuschliessen.

Dem Appel war ein grosser Erfolg beschieden, und am Jubiläumstag, dem 10 Juli 1910 wurde der Sekundarschulverein Wynigen freudig aus der Taufe gehoben. Zum Präsidenten wurde einstimmig der Mitbegründer Fritz Leuenberger erkoren. Dem Vorstand gehörten weiter an. Dr. A. Schrag als Ehrenpräsident, Pfarrer Frikart, Fritz Schürch, Hans Sollberger, Frau Schlenk sowie die beiden Sekundarlehrer Dr. P. Flisch und Schweizer.

Die Vereinssatzungen nennen als Ziel schlicht aber umfassend: "das Gedeihen der Lehranstalt". Mit den vorhandenen Geldmitteln von rund 2000.- Franken, bestehend aus dem Gründungsfond, einem Legat des Gemischten Chores, dem Streun-Fonds und den bereit einbezahlten Mitgliederbeiträgen konnte der Verein seine segensvolle Tätigkeit aufnehmen. Eine Schulbibliothek wurde geschaffen und allmählich erweitert, ein Projektionsapparat für den Unterricht angeschafft. Und gross ist die Schar der Schüler, die im Winter mit Speis und Trank versehen wurden, ja, die sogar nach dem Schul-austritt mit finanzieller und moralischer Unterstützung zum Erlernen eines selbst gewählten Berufes rechnen durften. Vater Staat sorge damals noch nicht für Alles und Jedes! Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es!

 

Eine Idee nimmt Gestalt an


An seiner Sitzung vom 16. Februar 1914 stimmte der Vorstand dem Vorschlag des Präsidenten zu, einen kränklichen Schüler während der Sommerferien auf eine Alp zu schicken. Die Kosten sollten zum Teil aus der Sammlung "Für die Jugend" beglichen werden. Bereits am 4. März wurde ein zweiter Knabe für einen gleichen Höhenaufenthalt angemeldet. Im Protokoll der Vorstandssitzung vom 23. August 1915 lesen wir unter Traktandum Ferienkolonie:
"Der Vorsitzende berichtet einleitend, wie wir im Sommer 1914 zum ersten Male zwei kränkliche Knaben in den Eriz schickten, dass uns der Erfolg ermuntert habe, in diesem Sommer mit andern Kindern das Gleiche zu tun und wie aus diesen Anfängen nun der Plan entstanden sei, eine regelrechte Ferienkolonie zu gründen. Zu diesem Zwecke habe uns der ehemalige Gemischte Chor einen Beitrag von CHF 100.- zugesagt die Genossenschaft Elektra einen ebensogrossen in Aussicht gestellt, sodass, wenn der Verein selber noch Fr. 100.- beisteuern würde, noch eine Summe von Fr. 200.- durch unverzinsliche Obligationen eingebracht werden müsste."
Drei Wochen später, an der Hauptversammlung, wird die Gründung einer Ferienkolonie einstimmig beschlossen. Hören wir, was Fritz Leuenberger, der erste Kolonieleiter berichtet:
"Am 31. Juli 1916 ist unsere erste Ferienkolonie hinaufgezogen ins stille, freundliche Eriztälchen. Auf dem Rufenengute, im heimeligen Bauernhause, das Vater Christian Reusser-Siegenthaler gehörte, hat sie sich wohnlich eingerichtet... Von Steffisburg aus haben wir, unser Handgepäck auf zwei kleine Handwägelein verstaut, den weiten Weg von über vier Stunden zu Fuss zurückgelegt. In Unterlangenegg gab es eine Zwischenstation, und hier genossen wir eine kräftige Mittagssuppe, die uns von der Familie des Oberlehrers Max Boss-Rufer dargeboten wurde. Nach froher Wanderung kamen wir gegen Abend auf der Rufenen an, wo wir von unseren Herbergseltern aufs freundlichste bewillkommt wurden."
Nun folgten sich die Kolonien Jahr für Jahr. Jeden Sommer beherbergte das freundliche alte Rufenenhaus wieder eine Schar junger Menschen, die diese Erizferien sicher zu den schönsten Zeiten ihres Lebens zählen dürfen. Im Jahre 1920 verlor die Familie Reusser die Mutter des Hauses und 1927 wurde auch Vater Reusser vom Tode dahingerafft. Ihre Söhne teilten den Grundbesitz. Da die Wyniger nun einmal "ihr" Eriz liebgewonnen hatten, kann es nicht verwundern, dass schon bald Pläne auftauchten, die etwas Eigenes zum Ziel hatten. An seiner Sitzung vom 18. August 1927 stellte der Vorstand den Plan eines Eigenheimes auf und diskutierte alle Einzelheiten. Das Grundstück sollte käuflich von den Söhnen Reusser erworben werden, die Bausumme wurde auf Fr. 36'000.- veranschlagt. Am 2. Oktober 1927 befasste sich dann eine eigens zu diesem Zwecke einberufene Hauptversammlung mit dem Projekt, das von Architekt Fink von Riedtwil unentgeltlich erstellt worden war. Mit Genugtuung konnte der Präsident verkünden, dass an freiwilligen Spenden bereits 8'000.- Fr. eingegangen waren. Einstimmig wird der Bau des Wyniger-Ferienheimes "Bärgsunneschyn" durch Erheben von den Sitzen beschlossen.

Bärgsunneschyn

Nun konnten die Taten folgen. Nebst den ernannten Komissionen für den Bau und den Betrieb des Heimes war die ganze Wyniger-Bevölkerung getragen von Willen, etwas zum Gelingen des Werkes beizusteuern. Der Erfolg blieb nicht aus.
Die Tombolaausstellung, verbunden mit einem Bazarbetrieb in den Räumen des Gasthofes "Zum wilden Mann" ist sicher noch einigen in Erinnerung. Oder das Gwunder- und das Duzis-Stübl; das Türkenstübli mit den reizenden Orientalinnen, die dem andächtig Lauschenden bei einem duftenden Mokka so ergötzlich wahrsagten. Mit grosser Freude durfte der Baukassier Albert Lanz den Reinertrag von rund 7'000.- Fr. entgegennehmen. Unterdessen schritt der Bau im Eriz trotz mannigfacher Widerwärtigkeiten voran. Am Samstag, den 28. September 1928 zog die erste Wyniger Kolonie in das festlich geschmückte Heim ein. Tags darauf konnte der Neubau mit einer würdigen Feier offiziell eingeweiht werden. Dass es sich dabei um eine Pioniertat jener Zeiten handelt, davon zeugen sicher die eingetroffenen Glückwünsche der Kantonalen Unterrichtsdirektion und des bernischen Regierungspräsidenten. Die Bauabrechnung schloss mit einer Bilanzsumme von Fr. 55001.03 ab. Von Ende Mai bis Mitte Oktober herrschte nun im Bärgsunneschyn alle Jahre ein reger Betrieb. Nebst den eigenen Kolonien folgten bald auch solche der Gemeinden Koppigen, Huttwil, Kehrsatz und Utzenstorf. Ungezählte Kindheitserinnerungen sind mit dem Bärgsunneschyn im Eriz verbunden!

Wer rastet der rostet

Das grosse Werk, der Bau des Ferienheimes, war nun vollendet. Es ist jedoch eine Eigenheit des menschlichen Geistes, dass er einmal Erreichtes nicht einfach als unabänderlich hinnimmt. Auch die Wyniger machen da keine Ausnahme! Kaum war "Bärgsunneschyn" richtig im Betrieb, da kamen auch bisher aus verständlichen Gründen zurückgestellte Wünsche wieder ans Tageslicht. Schon bald wurde der Spielplatz und der bergwärts liegende Hausplatz vergrössert. Bei diesen Arbeiten wurden bereits Steine für einen später zu erstellenden Badweiher auf die Seite gelegt! Die vordern Heimwände erhielten einen Leinölanstrich, die abgestorbene Wettertanne musste gefällt werden. Wie die Kinder, die hier unbeschwert ihre Ferien erlebten, zu erwachsenen Menschen heranwuchsen, so setzte auch das Ferienheim unmerklich einen Jahresring nach dem andern an. Es war nun bereits 20 Jahre alt geworden, Grund genug für eine besondere Anstrengung zu seinem Weiterbestehen. Der Plan der Landfrauen, einen Eriz-Bazar durchzuführen, fand daher freudige Zustimmung. Der geplante Anlass fand am 26./27. März 1949 statt. Der Andrang war so gross, dass viele Besucher Mühe hatten einen Platz zu finden. Mit dem ansehnlichen Reingewinn von fast 13'000.- Fr. konnten die Schlafgelegenheiten im Eriz gründlich saniert und erst noch die bestehende Hypothek um einen weiteren Teil abgetragen werden. Inzwischen war sogar die Elektrizität bis ins Innereriz vorgedrungen und wurde auch im Bärgsunneschyn freudig begrüsst. Die nächsten 5 Jahre waren ausgefüllt mit der Erneuerung von Treppen, Mauern, Böden und Farbanstrichen. Und wieder gingen die Jahre ins Land...

Ein neues Heim?

Anfangs der Sechzigerjahre vermochten die sanitären Installationen den Anforderungen nicht mehr zu genügen. So wurde der Hauptversammlung vom 20. Oktober 1963 der Plan für einen gänzlich neuen Anbau vorgelegt. Damit sollte auch ein Ganzjahresbetrieb eingeführt werden. Die Baurechnung sah Aufwendungen von ca. Fr. 250'000.- vor. Mit grossem Mehr wurden die Vorschläge angenommen. Aber erstens kommt es anders...
An der Hauptversammlung vom Oktober 1969 teilte der Präsident der Erizkommission mit, dass wohl verschiedene Renovationsarbeiten im bisherigen Heim vorgenommen wurden, ein Neubau jedoch wegen der inzwischenausgesprochenen Einschränkungen im Bau- und Kreditwesen nicht mehr in Frage komme. Vielmehr sollte Bärgsunneschyn gründlich renoviert und modernisiert werden. Für die Beschaffung der finanziellen Mitteln sollte dien Schuldschein über Fr. 40'000.- errichtet werden. Die Vorschläge fanden allgemeinen Beifall und die Arbeiten konnten beginnen. Die Küche wurde gänzlich erneuert, eine Zentralheizung mit Warmwasseraufbereitung installiert, die Bäder saniert und alle Aussenwände isoliert. Wahrlich ein gerüttelt Mass an Arbeit, das nebst den Fachleuten von vielen Freiwilligen, vorab dem Präsidenten des Vereins, erbracht wurde. Im Winter 1970/71 konnte Bärgsunneschyn zum ersten Mal auch für Skiferien benützt werden. Unerwartet kam nun auch noch das Erfordernis nach Anschluss an die Abwasserreinigungsanlage. Aber einmal mehr zeigten sich die Landfrauen als uneigennützige Helfer. Ihr Züpfenverkauf in der Bundesstadt brachte dem Kassier das stolze Ergebnis von Fr. 5'000.- ein. So wurde auch die letzte Hürde genommen.

Abschliessend

Die Gesamtrenovation von Bärgsunneschyn darf als ein gut gelungenes Werk bezeichnet werden. Mit finanziellen Aufwendungen von rund Fr. 120'000.- wurde eine Stätte der Erholung und der Begegnung geschaffen, die sich sehen lassen darf. Mit dem selbstlosen Einsatz von vielen kleinen und grossen Helfern war es immer wieder möglich, dem nächstens 50 Jahre alten heim ein jugendliches Aussehen zu bewahren. Dank und Anerkennung gebührt deshalb allen, die sich in irgendeiner Art um die Erhaltung unseres Kleinodes im Innereriz verdient gemacht haben. Die leuchtenden Augen unserer heranwachsenden Jugend mögen ihnen Dank und Befriedigung sein.

Text: E. Wagner-Spycher, August 1975

Aktuell

hplatour-006[1]Das zwischen dem Emmental und dem Berner Oberland eingebettete, zuhinterst im schönen Zulgtal liegende, Innereriz bietet für Jung und Alt verschiedenste Bewegungs- und Erlebnismöglichkeiten. Mir hat es vor allem die intakte Naturlandschaft angetan. Dies kommt in der grossen Artenvielfalt bezüglich Flora und Fauna zum Ausdruck.

Das Ferienheim Bärg-Sunne-Schyn liegt mitten in dieser schönen Landschaft und bietet alles für aktive Erholungstage. Insbesondere Schulen können mit einem Ferienlager im Innereriz in mancherlei Hinsicht profitieren. Dabei wird der wichtige Klassengeist gefördert, die Natur näher gebracht und das Verständnis zwischen Stadt und Land verbessert.

August 2016, Hanspeter Latour